Periodenunterwäsche – die nachhaltige Alternative?
Zugegeben, es ist eine etwas spezielle Vorstellung, wenn man zum ersten Mal von Periodenunterwäsche hört. Fühlt sich das nicht wie eine Windel an? Ist das nicht unhygienisch? Funktioniert das wirklich? Angesichts der Berge an Abfall, die durch Binden, Tampons und Slipeinlagen entstehen, wollten wir es aber wagen und haben vor einigen Monaten mit dem Testen von Periodenunterwäsche begonnen.
Wie funktionieren Menstruationsslips und funktionieren sie überhaupt?
Es gibt verschiedene Technologien und diverse Arten von Menstruationsunterwäsche. Was sie alle gemeinsam haben, ist ein Schichtensystem: Die oberste, hautnahe Schicht besteht aus einem hautfreundlichen Material, im Fall der Periodenslips in unserem Shop ist das Biobaumwolle. Sie leitet die Flüssigkeit weiter in einen Saugkern und sorgt damit für ein trockenes Gefühl auf der Oberfläche. Die zweite, saugfähige Schicht ist vorne und hinten je nach Modell mehr oder weniger hoch geschnitten und speichert die Flüssigkeit sicher im Innern. Mit dieser Saugschicht sind die Periodenslips etwas dicker als herkömmliche Slips, beim Tragen fühlt man dies allerdings nicht wirklich.
Diese saugfähigen Schichten bestehen aus Materialien wie Baumwolle, Wolle oder Kunstfasern, welche viel Flüssigkeit aufnehmen können. Damit die Flüssigkeit nicht ausläuft, haben alle Modelle auch eine wasserundurchlässige Membranschicht. Das kann zum Beispiel eine komplett undurchlässige thermoplastische Polyurethan-Schicht sein. In diesem Fall läuft das Blut – wenn die maximale Saugfähigkeit erreicht ist – an den Seiten raus. Oder eine wasserabweisende Schicht, z.B. aus Polyester, die, ähnlich wie ein wasserfestes Kleidungsstück, ab einer gewissen Menge an Flüssigkeit durchlässig wird. Wir empfehlen auf jeden Fall, neue Slips zuerst zu Hause zu tragen und auszuprobieren, wie lange sie getragen werden können. Wir haben auch bemerkt, dass die Hersteller tendenziell eher übertreiben mit der Saugfähigkeit und haben die Angaben zu Saugstärken daher in unserem Shop etwas nach unten angepasst.
Die Modelle aus Biobaumwolle sind atmungsaktiv und auch bei höheren Temperaturen angenehm zu tragen. Modelle mit wasser- und luftundurchlässigen Schichten können aber dazu führen, dass man schnell ziemlich schwitzt.
Ist Menstruationsunterwäsche unhygienisch?
Beim Tragen fühlen sich die Menstruationsslips trocken und nicht unhygienisch an. Wenn sie voll sind, sollte man sie mit kaltem Wasser gut ausspülen, um zu verhindern, dass das aufgenommene Blut gerinnt. Danach können sie in der Maschine oder von Hand gewaschen werden. Was aus unserer Sicht etwas problematisch ist, sind die Herstellerangaben, laut derer gewisse Menstruationsunterwäsche bei maximal 30° gewaschen werden kann.
30° wirken nicht ausreichend gegen Keime und das kann mit der Zeit dazu führen, dass es etwas unhygienisch wird. Wir waschen unsere Periodenslips immer bei Minimum 40° oder eher 60°, dürfen im Shop aber nichts anderes als die Herstellerempfehlungen angeben. Es ist möglich, dass durch wiederholtes Waschen mit zu heissen Temperaturen, die funktionale Schicht ihre Wirksamkeit verliert.
Aus Hygienegründen enthalten viele Modelle auf dem Markt Biozide, meist Silberchlorid, welche Bakterien abtöten und so dafür sorgen, dass keine unangenehmen Gerüche oder schädlichen Bakterien entstehen können. Bisher ist leider nicht ausreichend untersucht, ob und wie solche Nanopartikel auf die Scheidenflora wirken. Dort gibt es nämlich ganz viele gute Bakterien, die auf keinen Fall abgetötet oder beeinträchtigt werden sollten. Wir haben aus diesem Grund bei uns im Shop keine Modelle, die Biozide enthalten.
Material und Nachhaltigkeit
Der Hauptgrund, der aus unserer Sicht für Menstruationsunterwäsche spricht, ist die Abfallreduktion. Falls bisher Tampons, Binden und Slipeinlagen verwendet wurden, kann es sinnvoll sein, diese ganz oder teilweise zu ersetzen. Die untenstehende Abbildung gibt einen Eindruck darüber, wie viel Abfall durch Menstruationsprodukte pro Person anfällt.
Bildquelle: Plastikatlas 2019
Aber auch Periodenslips haben ihren ökologischen Fussabdruck. So muss ein Periodenslip oft benutzt werden und viele Einwegprodukte ersetzen, bevor die Emissionen amortisiert sind, die durch die Produktion der verschiedenen verwendeten Materialien, die Herstellung des Slips und dessen Entsorgung nach Ende der Lebensdauer aufgewogen ist. Die Hersteller geben bei ihren Slips Lebensdauern von ca. zwei bis vier Jahren an (gerechnet ist, dass sie ein- bis zweimal pro Menstruation getragen werden), danach lässt je nach System die Saugfähigkeit der Slips nach. Der Materialmix der meisten Modelle macht zudem ein Recycling der einzelnen Rohstoffe praktisch unmöglich und so produzieren auch Periodenslips am Ende ihres Lebenszyklus Abfall.
Kosten
Oft wird als Argument angeführt, dass Periodenslips in der Gesamtrechnung günstiger seien als Einwegprodukte. Das können wir aber nicht unterschreiben. Wenn man davon ausgeht, dass Periodenslips etwa drei Jahre in vollem Umfang und danach vielleicht noch für die schwachen Tage oder als Ersatz für Slipeinlagen benutzt werden können, und man zudem annimmt, dass man ca. 8–10 Paar Menstruationsslips besitzen muss, um nur damit durch einen Zyklus zu kommen, dann geht die Rechnung nicht auf. Wir würden nicht damit werben, dass Periodenslips eine günstigere Alternative sind, aber wir sind der Meinung, dass es eine nachhaltigere Alternative ist, wenn auf Herstellung und Materialien geachtet wird.
Periodenunterwäsche bei GreenUndies
Vielleicht fragt ihr euch, wieso es bei GreenUndies nicht mehr Auswahl an Periodenunterwäsche gibt. Es ist aus verschiedenen Gründen nicht einfach, eine Auswahl für einen Shop zu treffen. Periodenunterwäsche gibt es noch nicht so lange und viele Hersteller sind noch klein und verkaufen ausschliesslich auf eigenen Kanälen und nicht via Zwischenhändler. Zudem schrumpft mit unseren Anforderungen an Textilien und Produktionsbedingungen die Auswahl sehr schnell. Wir möchten ausschliesslich Materialien und Artikel im Shop, die sich mit unseren Grundsätzen vereinbaren lassen: Bio oder recycelt und unter fairen Bedingungen hergestellt.
Fazit
Im Alltag hängt die Praktikabilität von Periodenslips für uns von der Situation ab. Super, wenn man zu Hause ist und jederzeit Höschen wechseln und ausspülen kann. Super, wenn man starke Schmerzen hat und daher keine Menstruationsartikel wie Tassen oder Tampons einführen möchte. Deutlich bequemer und angenehmer zu tragen als beispielsweise Stoffbinden. Eine sehr bequeme Lösung für nachts und eine angenehme Lösung als Alternative zu Slipeinlagen, z.B. in Ergänzung zu einer Menstruationstasse.
Allerdings sind sie unserer Meinung nach unterwegs oder im Büro weniger günstig. An den stärkeren Tagen reicht die Saugfähigkeit der Höschen ziemlich sicher nicht für einen ganzen Arbeitstag und sie müssen je nach Stärke der Menstruation mehrmals gewechselt werden. Das Wechseln und Ausspülen ohne Toilette mit genügend Privatsphäre stellen wir uns eher mühsam vor und dass man die ausgespülten, nassen Slips dann den ganzen Tag dabei hat, ist auch nicht sehr praktisch.
Quelle und weiterführende Informationen:
- Der Nachhaltigkeitsblog Peppermynta hat einen sehr ausführlichen, kritischen Artikel zu Menstruationsunterwäsche verfasst, der hier neben diversen Herstellerangaben und persönlichen Erfahrungen als Quelle diente.
- Das Bild stammt aus dem Plastikatlas 2019
Zum Glück hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Wer seine eigene Unterwäsche trägt – auch ohne andere Wegwerfprodukte – kann jede Menge Müll einsparen. Zwar braucht man für eine Periode mehrere Slips. Da viele aber schon qualitativ hochwertig sind, halten diese mehrere Jahre. Je nach Hersteller bis zu 5 Jahre. Das Einzige, was den Nachhaltigkeitsaspekt etwas relativieren kann, ist die Tatsache, dass Menstruationsunterwäsche vor der eigentlichen Wäsche zunächst per Hand gewaschen wird und das ist natürlich nicht immer möglich. Ich trage seit über 7 Jahren Menstruationsslips und sie halten meine sehr starke Periode gut aus, auch wenn ich sie doch zweimal täglich wechseln muss.
Jenn am